Norddeutsches Zentrum für Materialkunde von Kulturgut ZMK e.V.

Naturstein

Modellhafte Entwicklung von Schutzkonzepten für umweltgeschädigte Kulturgüter aus Granit in Schleswig (DBU-Förderprojekt)

Eine lange Reise hatten sie bereits hinter sich, die skandinavischen Granite aus eiszeitlichen Geröllen, bevor sie ein beliebtes Baumaterial in Norddeutschland wurden. Aber vor Umweltschäden sind selbst die sprichwörtlich harten Granite keineswegs sicher.

Bildquader am Schleswiger Dom sowie das Südportal der St. Laurentiuskirche in Munkbrarup wurden darum ausgewählt, um modellhaft die Granitkorrosion in Abhängigkeit von Salzeinträgen und Aerosolbelastung zu studieren.

Zur Granitrestaurierung wurden neue Steinergänzungs-Rezepturen entwickelt und in Munkbrarup erstmalig erprobt.

 

Der Jüdische Friedhof an der Königstraße in Hamburg–Altona (DBU–Förderprojekt)

Der jüdische Friedhof in Hamburg-Altona wirkt wie ein Spiegel der Geschichte des Judentums in Norddeutschland: Deutsche, osteuropäische und iberische Juden hatten eigene Grabtraditionen, was sich im unterschiedlichen Bau der Grabmale zeigt.

Die Restaurierung und Konservierung der stark geschädigten Marmor- und Kalksteingräber erfordert eine enge Zusammenarbeit von RestauratorInnen und DenkmalpflegerInnen mit NaturwissenschaftlerInnen. Die Arbeiten an 54 ausgewählten Gräbern erstrecken sich von der Bestimmung von Herkunft der Steine, Verwitterungsgrad und biologischer Besiedlung über den historisch-fotografischen Nachweis von Schadensfortschritten bis zu Probereinigungen.

 

Schäden an Kalksteinfußböden: Materialkundliche Untersuchungen an der Kirche St. Maria in Pattensen

In der katholischen Kirche Sankt Maria in Pattensen (erbaut 1952) ist 1975 ein neuer Kalksteinboden verlegt worden. Dieser zeigt Materialverluste durch oberflächenparalleles starkes Abschilfern und weißliche Salzausblühungen.

Das ZMK untersuchte den Kalksteinboden im Hinblick auf die mineralogische Zusammensetzung unter besonderer Berücksichtigung möglicher schädigender Bestandteile, den Aufbau des Unterbodens, Bestimmung des Feuchtegehaltes und die Art der Salzausblühungen an Oberfläche und im Bohrprofil.

 

Kreuzgang St. Michaelis

Die ehemalige Benediktiner-Klosterkirche St. Michael in Hildesheim ist eine der bedeutendsten Bauschöpfungen ottonischer Zeit und wird daher als besonders erhaltenswertes Kulturgut im UNESCO-Verzeichnis des Weltkulturerbes geführt. Trotz starker Zerstörung im 2. Weltkrieg zeigt das Ensemble aus Kirche und nördlich angrenzenden Kreuzgangs einzigartige Zeugnisse früherer Baukunst seit dem 10. Jahrhundert. Von dem frühgotisch überprägten Kreuzgang sind heute nur noch 7 von insgesamt 12 Jochen des Westflügels vollständig erhalten. Das steinsichtige Mauerwerk und die Zierteile bestehen überwiegend aus Rhätsand- und Rhätsiltstein. Verschiedene historische Befunde belegen eine komplexe Bau- und Restauriergeschichte.

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sind zunehmende Substanzverluste durch Umwelteinflüsse und auf Grund ungeeigneter Konservierungsmittel nachweisbar. Die umweltbedingte Schadstoffbelastung führte zur Bildung von Gipskrusten sowie zu Oberflächenverlusten durch Absanden und Schalenbildung. Da der Kreuzgang einseitig nach Osten offene Dreipassfenster aufweist, werden die Schadensprozesse durch ständige Klimaschwankungen und durch die vorhandene hygroskopische Salzbelastung zusätzlich beschleunigt.

Ziele des Förderprojektes waren daher

  1. die Durchführung dringend notwendiger restauratorischer Maßnahmen zur Substanzsicherung,
  2. die Entwicklung einer Gesamtkonzeption für die Konservierung und Restaurierung des Kreuzgangs
  3. die Entwicklung und Erprobung einer denkmalverträglichen Einhausung zur Reduzierung der Schadstoffbelastung und der klimatischen Schwankungen.

Ergebnisse der Projektarbeit wurden publiziert in:
"Der Kreuzgang St. Michael in Hildesheim, 1000 Jahre Kulturgeschichte in Stein." Hrsg. Christiane Segers- Glocke und Angela Weyer. Hameln: Niemeyer, 2000